Wann es sich für dich lohnt, eine GmbH zu gründen
14.03.2022
Ich bin seit 15 Jahren selbstständig, habe eine wirtschaftliche Ausbildung und ein wirtschaftliches Studium - und doch ging mir nie ganz auf, warum es Menschen gibt, die eine GmbH gründen. Und niemand konnte mir die Frage wirklich befriedigend beantworten. Meist kam nur ein "Naja, die Haftung ist halt auf das Unternehmen beschränkt", aber erstens sagte mir das gar nichts und zweitens hatte ich gehört, dass auch das nur bedingt wahr ist.
In den letzten Wochen habe ich mich ausgiebig mit dem Thema beschäftigt, denn unsere Steuerberaterin hat uns nahegelegt, eine GmbH zu gründen. Der Grund war allerdings ein anderer als der, warum ich das jetzt tatsächlich in Angriff nehmen werde. Und weil ich glaube, dass die Infos, die das Leben mir in den letzten Wochen zugetragen hat, auch für andere EinzelunternehmerInnen nützlich sein kann, möchte ich jetzt mal die Vorteile einer GmbH aus meiner Sicht schildern.
Wichtig: Ob eine GmbH für dich Sinn macht, ist von vielen Faktoren abhängig. Ich stelle unten ganz kurz auch ein paar Nachteile zusammen, damit es "rund" wird. Lass dich aber in jedem Fall rechtlich und steuerlich beraten, bevor du den Schritt wirklich gehst. Aber das ist ja vermutlich eh selbstverständlich.
Wie ist das mit der Haftung
Die GmbH haftet finanziell nur mit dem, was sie als Vermögen führt. Es sei denn, du machst als GeschäftsführerIn grob fahrlässige (oder sogar vorsätzliche) Fehler. Dann bist du natürlich auch persönlich voll haftbar.
Dieser Punkt war für mich allerdings nie wirklich spannend. Denn mein Risiko ist überschaubar und ich habe mich zusätzlich durch eine Haftpflichtversicherung abgesichert. Zudem habe ich meine Kosten immer im Blick, und habe mir darüber hinaus einen Finanz-Puffer aufgebaut, mit dem ich meine Verbindlichkeiten (Gehälter, Lizenzen und andere laufende Kosten) für mindestens 6 Monate begleichen kann, auch ohne dass von außen was rein kommt.
Diesen finanziellen Puffer empfehle ich übrigens jedem Selbstständigen, unabhängig von der Unternehmensform. Für eine GmbH wird es sogar wichtiger, denn mangelnde Liquidität kann hier schnell in die Insolvenz führen (und dann darfst du geschäftlich nicht mehr tätig sein).
Letzteres ist der Grund, warum für mich die Haftungsbeschränkung sogar eher gegen eine GmbH sprach - allerdings weiß ich inzwischen, dass Liquiditätsengpässe jederzeit durch Privateinlagen abgefedert werden können (oder lieber durch ein Darlehen, denn an das Geld aus Privateinlagen kommst du nicht mehr ohne Weiteres ran).
Vorteil 1: Du kannst dein Gehalt "deckeln"
Bislang stecke ich mit meinem Business in der Zwickmühle: Wenn ich wenig Gewinn erwirtschafte, kann ich mir keinen Puffer aufbauen, den ich für schlechte Zeiten aber dringend brauchte.
Wenn ich viel Gewinn erwirtschaftete, laufe ich Gefahr, über das Einkommen meines Mannes zu rutschen. Dadurch fliegen die Kinder aus der Familienversicherung, was zu so hohen Kosten führen kann, dass mein Mehrgewinn sogar davon aufgefressen wird.
Mein Motto war also: Füße stillhalten und kleine Brötchen backen, solange die Kinder nicht ihr eigenes Geld verdienen.
Mit einer GmbH wäre es aber anders. Als Geschäftsführerin kann ich mit mir selbst ein Fixgehalt vereinbaren (ich muss es sogar), und so ganz klar nach oben deckeln, dass ich niemals über das Gehalt meines Mannes rutsche, egal wie hoch der Gewinn meines Unternehmens ist.
Das ist auch absolut legitim: Denn ich arbeite viel weniger Stunden als er im Unternehmen!
Vorteil 2: Anspruch auf soziale Leistungen
Wo mir gleich noch ein zweiter riesiger Vorteil einfällt, denn du kommst dadurch auch in den Genuss sozialer Leistungen, auf die du als Einzelselbstständige/r verzichten musst - zumindest wenn du Mitarbeiter hast. Vor einigen Jahren war mein Sohn zur Kur, und ich bin als Begleitperson mitgefahren. Die Rentenversicherung hat mir vorher zugesagt, dass ich einen Ausgleich für die Zeit bekomme, da ich ja nicht arbeiten kann.
Bei angestellten Arbeitnehmern funktioniert das ganz unkompliziert: Du reichst einen Gehaltsnachweis ein und bekommst die Wochen voll erstattet.
Nach der Kur habe ich mein eigenes Gehalt (= betrieblicher Gewinn) bei der Rentenversicherung eingereicht und einen Ausgleich beantragt. Dieser wurde jedoch komplett abgelehnt, weil ich Mitarbeiter habe. Dass meine Arbeitskraft in dieser Zeit ausfiel, zählte nicht. Ich habe keinen Cent bekommen.
Als GeschäftsführerIn einer GmbH hast du ein nachweisbares Gehalt, das dir dein Arbeitgeber (die GmbH) regelmäßig zahlt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es mit dieser Konstellation kein Problem sein sollte, den Ausfall erstattet zu bekommen.
PS: Da die Kur für meinen Sohn war, zahlte auch die Rentenversicherung im Namen meines Sohnes den Ausfall - bzw. hätte gezahlt, wenn sie gezahlt hätte 🙃 Dass Geschäftsführer keinen Pflichtbeitrag zur Rentenversicherung zahlen, spielt hier also keine Rolle.
Vorteil 3: Du zahlst (manchmal) weniger Steuern
Hier scheiden sich die Geister, und die einen sagen, ja stimmt, die anderen, nein stimmt nicht. Fakt ist: Ab einem Einkommen von 30.000 Euro (brutto) bei Ledigen und 60.000 Euro bei Verheirateten klettert die Einkommenssteuer durch die Progressionsstufen über den Steuersatz in der GmbH.
Wenn du mit deinem Einkommen darüber liegst, lohnt es sich, zu rechnen.
Dem müssen natürlich die Kosten für die Gründung oder Umwandlung sowie die höheren laufenden Kosten für Bank, Buchhaltung etc. gegenübergestellt werden.
Eine Faustregel lautet: Sobald du 10.000 Euro über der oben genannten Grenze liegst, machen die steuerlichen Vorteile die Nachteile wett. Sprich, dann fängt es an, sich zu rechnen.
Aber - diese Rechnung funktioniert nur dann, wenn du wirklich nicht mehr Geld zum Leben brauchst. Denn wenn du per Ausschüttung an das Geld willst, zahlst du in Summe mehr als wenn du einfach bei der Personengesellschaft bleibst.
Rechne dir also aus, was du brauchst (mit Puffer!) und halte dem entgegen, was an Gewinn (plus ggf. Brutto deines Gatten) dazu kommt. Ist die Differenz größer als 10.000 Euro Plus? Dann kann eine GmbH sich lohnen.
Vorteil 4: Du kannst steuerfrei Rückstellungen für deine Altersvorsorge bilden
Ok, ganz ehrlich: Ich bin kein Steuerberater, und es kann sein, dass du das auch als EinzelunternehmerIn kannst, wenn du einen guten Steuerberater hast.
Was ich aber inzwischen aus Erfahrung weiß: Bei Personengesellschaften sind alle Arten von Rückstellungen schwieriger. Rückstellungen sind Beträge, die das Unternehmen für zukünftige Belastungen direkt vom Gewinn abziehen kann. Es gibt sehr viele Möglichkeiten, und die interessanteste ist die Rückstellung für die Altersvorsorge.
Denn dieses Geld kannst du steuerfrei für dich zurücklegen, und später zahlst du es dir als Rente aus und zahlst einfach nur ganz normale Einkommenssteuer darauf. Für das Unternehmen ist auch die Auszahlung steuerneutral.
Bis es soweit ist, kannst du das Geld sogar klug anlegen und investieren und so für dich wachsen lassen.
Während du als gut verdienender Einzelselbstständiger bis zu 42% Steuern auf dein Einkommen zahlst, kannst du in der GmbH also absolut steuerfrei für dein Alter vorsorgen. Also wenn das nichts ist?
Disclaimer: Wenn du vorhast, dein Unternehmen vor (oder nach) dem Renteneintritt zu verkaufen, solltest du überlegen, ob du dir eine weitere GmbH gründest. Das hat noch weitere Vorteile, auf die ich aber hier nicht eingehen will. Denn die Rente, die die GmbH an dich auszahlen soll, ist eine bilanzielle Belastung, die bei möglichen Käufern in der Regel nicht so gut ankommt. Es mindert ja den Gewinn über eine unabsehbar lange Zeit.
Vorteil 5: Du kannst Kosten viel leichter gewinnmindernd ansetzen
Zumindest ist es das, was ich jetzt schon sehr oft von vielerlei Stellen gehört habe. Kosten, die der GmbH entstehen, zweifelt das Finanzamt seltener an. Die GmbH wirkt einfach auch nach außen respektabler und professioneller.
Allerdings habe ich als Einzelselbstständige noch keine Probleme damit gehabt, dass das Finanzamt Kosten nicht anerkannt hat - obwohl ich ziemlich viel ansetze und sogar auch schon eine steuerliche Betriebsprüfung hinter mir habe.
Nachteile
Eine GmbH hat nicht nur Vorteile.
Ein Nachteil sind die bereits genannten Gründungskosten (insbesondere wenn du dein bestehendes Personenunternehmen in eine GmbH umwandeln willst) und die höheren laufenden Kosten. Auch der Aufwand z. B. für die Buchhaltung ist höher, denn du musst zwingend bilanzieren. Als EinzelunternehmerIn musst du erst dann von EÜR auf Bilanz umstellen, wenn du einen Gewinn über 60.000 Euro oder einen Umsatz über 600.000 Euro im Jahr erreichst.
Ein weiterer Nachteil ist, dass du dir nicht eben mal etwas Geld aus der Kasse nehmen kannst. Das Geld gehört nicht mehr dir, sondern der GmbH, und du darfst es nur privat nutzen, wenn es als Geschäftsführergehalt oder als Gewinnausschüttung an dich gezahlt wurde.
Manchmal sind auch Geschäfte mit GmbHs schwieriger. Nicht alle Banken gewähren Kapitalgesellschaften ein Girokonto. Einen Kredit zu bekommen, wird schwieriger. Und so weiter.
Mein Tipp: Schau dir zuerst deinen finanziellen Bedarf und deinen Gewinn an. Schau dabei auch in die Zukunft. Wie wird es sich (voraussichtlich) in den nächsten Jahren entwickeln? Wenn deine Kinder noch klein sind, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass dein finanzieller Bedarf in Zukunft wachsen wird. Wenn du noch keine Kinder hast, aber gerne welche hättest, überlege auch, ob du mit kleinen Kindern noch die Energie aufbringst, den Gewinn in deinem Business auf dem gleichen Niveau zu halten. (Vielleicht ist aber auch vorher noch das Thema Mitarbeiter dran.)
Und wenn du all das klar ist, rechne dir deinen steuerlichen Vorteil aus, den du mit einer GmbH hättest. Ab 10.000 Euro, die du regelmäßig mehr Gewinn hast, als du zum Leben brauchst, lohnt es sich, in diese Richtung weiterzuschauen.
Übrigens werde ich in meiner geplanten Slow Marketing Akademie auch auf dieses Thema tiefer eingehen und noch weitere meiner Erfahrungen mit dir teilen. Wenn dich das interessiert, komm doch am 31. März in mein kostenfreies Webinar.
Ich wünsche dir einen klaren Kopf und gute Entscheidungen,
💖 Bettina
Kategorien: Struktur + Strategie | Schlagworte: GmbH, Lohnt sich das?, Steuern, Unternehmensform
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